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Im Herbst der doch gar nicht so schlechten Horrorfilme lief auch Bodies Bodies Bodies einige Male in den Trailern des Vorproramms, um das gruselaffine Publikum ein Stück weit anzuteasen und machte durchaus Lust auf mehr:
So versprach dieser, die oft gescholtene, frühestens Mitte / Ende der 90er geborene „Gen Z“ auf bissige Art und Weise zu karikieren. Warum dies Regisseurin Halina Reijn nur bedingt gelang:
Wir begleiten fünf junge und einen nicht mehr so jungen Erwachsenen dabei, wie sie das Anwesen von David besuchen. Der nutzt die Abwesenheit seiner Eltern für die Ausrichtung einer Party, welche jedoch schnell eine unerwartet dramatische Wendung nimmt.
Der Oberthema des Films liegt über der eigentlichen Handlung. Letztere nimmt zwar ein paar durchaus überraschende Wendungen und spielt auch mit der Erwartung des Zuschauers. Der nötige Spin um eben mehr zu sein als der nächste Abgesang auf die Smartphonegeneration wird allerdings auch nicht genommen.
Und das Oberthema, die Persiflage der Zoomer selber? Dieses bleibt leider auch nur an der Oberfläche. So bekommen wir die üblichen, jedoch auch abgedroschenen Klischees direkt zu Beginn serviert. Smartphones, inklusive der später wichtigen Handykameras. Übertriebener Selbstbezug. Selbstdiagnose psychischer Erkrankungen, übertriebene Gefühligkeit. Drogen, Sex und natürlich darf auch eine Podcasterin (Alice) in den Reihen der Darsteller nicht fehlen. (Aber ist das nicht eigentlich eher ein Klischee der Millennials?)
Und dort kommen wir zum eigentlichen Kern des Films und auch des gesamten Generationen-Hin und Hers: Wie genau grenzen sich diese beiden Alterskohorten eigentlich ab? Das diese Unterscheidung nicht ganz so trenngenau möglich ist, lässt sich bereits im Cast der Darsteller beobachten: So gehört David, eine optische Mischung aus Steve-O und Steven Tyler dem Geburtsjahr 93 nach zu urteilen klar zu den Millennials, der übrige Cast nähert sich mit Ausnahme von Lee Pace klarer an die Zoomer Geburtsjahre der 2000er an. Das sich angrenzende Generationen der Logik nach stark ähneln, ist hierbei klar. Und doch stellt sich die Frage, was ist nun so besonders an dieser Generation, welche man wohl im Nachhinein in erster Linie mit tiktok assoziieren wird?
So fühlt man sich bereits bei der Betrachtung des grellen Neondesigns des Filmplakats an den 2012er Film Spring Breakers erinnert. Auch damals sprach man in einem inzwischen auf Eis gelegten Filmpodcast von einer “verlorenen MTV-Generation”, welche sich nicht mehr um die eigene Zukunft schert.
Auch wenn Smartphones damals nicht den penetranten Stellenwert von heute hatten, so zeichnete sich bereits damals ab, welche Wichtigkeit das Smartphone innerhalb der Popkultur erhalten wird. So machte das im gleichen Jahr erschienene (und letzte politisch unkorrekte) GTA 5 das Smartphone, genauer genommen das iphone zu DEM Gimmick schlechthin. Als Protagonist Niko Bellic sagte man Dates mit der Freundin ab, erhielt lästige Anrufe seines Cousins und die weiblichen NPCs berichteten von ihren Tinder-Dates.
10 Jahre später ist dann die bissigste Referenz auf die nachrückende Generation das Zucchini-Brot?
(Analog zum Avocado-Toast der Millennials) An der Stelle fehlt es schlicht an Substanz, um der zu persiflierenden Generation neben den abgedroschenen Klischees auch etwas Eigenes und Inhaltliches zu verleihen. Denn geht es darum, dem internetaffinen Publikum ein paar Insider zu liefern, enttäuscht Bodies Bodies Bodies. Denn insbesondere zu Beginn des letzten Drittels und da schließe ich mich der Kritik von Kino Plus an, begnügt man sich damit, den Cast möglichst viele Buzzwords wie “Trigger” “Gaslighting” “Silencing” oder “Toxic” in den Raum schreien zu lassen, als wäre die reine Erwähnung dieser Wörter bereits eine popkulturelle Referenz.
Von einer Horrorkomödie erwartet man keine tiefschürfende Analyse inner- und übergenerationeller Eigenheiten der Grenzgenerationen Y und Z. Aber eben doch so viel Substanz, welche von einer gewissen Kenntnis dieser Alterskohorten zeugen würde. Gibt es doch genug interessante Ansätze, welche man noch etwas bissiger hätte beleuchten können: Das echte oder gespielte Desinteresse an allem außer sich selbst. Die mangelnde Fähigkeit, den Stellenwert von Social Media und Realität voneinander abzugrenzen. TikTok und Youtube als einziges Fenster zur echten Welt und Quell popkultureller Prägung.
Doch jeder aufgenommene Faden, welcher beim Publikum einen gewissen Denkprozess in Gang setzen könnte, wird direkt wieder hingeworfen, weshalb auch der eigentlich lustige Twist am Ende aufgrund der halbgaren, vorhergegangenen Referenzen eher ins Leere läuft..
Genau dort ist der eingangs genannte Spring Breakers trotz seines Alters der bissigere Abgesang auf eine orientierungslose, konsum- und triebgesteuerte Generation. Lässt dieser grelle Bilder und den lauten, elektronischen Soundtrack für sich sprechen.
Hinter dem vermeintlichen Style over Substance verbirgt sich am Ende doch eine zweite Ebene. Dort wo sich Bodies Bodies Bodies bemüßigt fühlt, uns Zuschauern den lauwarmen Endgag nochmal zu erklären, fügte Spring Breakers den After Credit-Erklärtext erst auf Druck der deutschen Aufsichtsbehörden an, um eine Altersfreigabe in Deutschland zu erhalten.
4/10
Geschrieben von: kilianoreeves
today22. März 2025 76 3
kilianoreeves am 20. März 2025
4/10 war vielleicht doch ein bisschen zu kritisch.